CLAUS-Interviews

CLAUS-Interview: Zwischen zwei (Bücher-) Welten

Sabrina Hafermalz schlägt die Brücke zwischen zwei Welten. Sie arbeitet einerseits als Buchhändlerin im Gartencenter Seebauer andererseits als klassische Sortimentsbuchhändlerin in der Buchhandlung am Partnachplatz.

Das Nachwuchsnetzwerk CLAUS: Welche Ausbildung haben Sie absolviert und wie sind Sie dazu gekommen sowohl in der Buchhandlung des Gartencenters als auch in der Sortimentsbuchhandlung zu arbeiten?

Sabrina Hafermalz: Ich habe die ganz normale Sortimentsbuchhändlerausbildung gemacht in der Erlanger Filiale von Rupprecht. Nach der auf zweieinhalb Jahre verkürzten Ausbildung war ich dann für zwei Jahre in der Bahnhofsbuchhandlung in Frankfurt/M. und danach dann sieben Jahre in Norddeutschland in einer ganz normalen kleinen Sortimentsbuchhandlung und bin dann im Frühjahr 2019 nach München gegangen aus privaten Gründen. Ich habe mich dann dementsprechend wieder nach Stellen im Buchhandel umgesehen und bin über die Buchhandlung gestolpert. Es war zufällig einfach die erste inhabergeführte Buchhandlung, die ich entdeckt hatte. Es hat mir sehr gut gefallen, dass es eine kleine inhabergeführte Stadtteilbuchhandlung war – ich fand es sehr nett und angenehm von der Atmosphäre und habe daher einfach nachgefragt, ob es eine Möglichkeit gibt dort einzusteigen. Allerdings hieß es dann, dass zunächst nicht eingestellt wird – unter Umständen aber im Herbst. Daher habe ich mich weiter nach Stellen umgesehen und bin dann über eine Internetrecherche auf die Stellenausschreibung des Gartencenters gestoßen. Ehrlich gesagt war mein Gedanke, dass das nicht viel mehr sein würde als die klassische GU-Drehsäule – so viel mehr könne schließlich nicht dahinter stecken in einem Gartencenter und es stellte sich mir die Frage: Brauchen die überhaupt einen Buchhändler?     
Ich bin dann aber doch mal hingefahren, um mir das anzusehen und es war dann erfreulicherweise wesentlich mehr und wesentlich größer und auch breiter vom Sortiment als erwartet. Es war auch wirklich wunderschön – ich persönlich kannte das Gartencenter Seebauer bisher noch nicht, aber ich fand sowohl das Gartencenter als auch die Buchhandlung wirklich sehr toll. Es ging dann auch ziemlich schnell und ich bin dann zunächst einmal im Gartencenter gelandet. Allerding war das keine Vollzeitstelle, weil die Buchhandlung schließlich nur ein Nebenmarkt im Gartencenter ist.      
Im Herbst kam dann ein Anruf aus der Buchhandlung mit der Frage, ob ich noch weiterhin Interesse hätte, weil nun eine Aushilfsstelle frei wäre. Die beiden Tätigkeiten haben sich dann ganz wunderbar ergänzt.

Das Nachwuchsnetzwerk CLAUS: Nun sind Sie ja, wie sich das anhört, schon viel in Deutschland herumgekommen. War das geplant oder eher Zufall?

Sabrina Hafermalz: Nein, das hat sich eher zufällig ergeben, da steckte kein Masterplan dahinter.

Das Nachwuchsnetzwerk CLAUS: Wie ist die Arbeit im Gartencenter Seebauer organisiert? Arbeiten Sie alleine oder im Team?

Sabrina Hafermalz: Ich arbeite im Seebauer alleine und auch nicht in Vollzeit. Bei der Buchhandlung handelt es sich aber um eine ganz normale offene Abteilung, in die man hineingehen kann – die steht nicht separat für sich. Neben der Buchabteilung ist die Modeabteilung, wo Gartenschuhe und andere Mode verkauft wird und meine Kollegin aus dieser Abteilung räumt ein wenig auf, wenn ich nicht anwesend bin, aber die Abteilung wird nur richtig betreut, wenn ich da bin, aber es kann – wie angesprochen – trotzdem problemlos gekauft werden.

Das Nachwuchsnetzwerk CLAUS: Ok, lassen Sie uns nun einmal in die Arbeit in den beiden Betrieben hineingehen. Wo gibt es denn Ähnlichkeiten und Unterschiede bezüglich beider Tätigkeiten?

Sabrina Hafermalz: Der größte Unterschied ist, dass ich im Gartencenter allein verantwortlich bin für die Buchabteilung, das heißt alles selbst mache, alles selbst entscheide sowohl was Einkauf als auch die Präsentation angeht. Das ist natürlich in der Buchhandlung nicht der Fall, alleine schon dadurch, dass ich nicht regelmäßig da bin, macht es natürlich keinen Sinn im größeren Stile Warengruppenverantwortung oder ähnliches zu übernehmen.  
Ein weiterer großer Unterschied ist, dass ich im Gartencenter nicht mit irgendeinem Barsortiment zusammenarbeite und natürlich auch nicht bei allen Verlagen bestellen kann. Das ist einfach aus logistischen Gründen so, weil wir nicht an den Bücherwagendienst angeschlossen sind etc., weil das einfach zu schwierig wäre. Ich habe da meine grob 15 Buchverlage, bei denen ich bestelle und das ist dann natürlich ein großer Unterschied zur Buchhandlung, wo man über ein größeres Barsortiment bezieht und im Prinzip auch bei allen Verlagen einkaufen kann.   
Ein weiterer großer Unterschied liegt in der Kundenberatung – diese ist in der Buchabteilung im Gartencenter natürlich auch weniger ausgeprägt. Die Kunden lassen sich natürlich gerne beraten, aber eher von den Gärtnerkollegen, was die Pflanzen angeht und weniger bei den Büchern. Dort stöbern unsere Kunden zwar gerne und entdecken, aber sie fragen natürlich deutlich weniger, weil den meisten sowieso schon klar ist, dass es weniger wahrscheinlich ist, dass die Bücher, wenn sie sowieso nicht vorrätig sind, auch wohl eher nicht bestellt werden dürften. Wenn unsere Kunden beispielsweise nach einem Buch fragen, von dem ich weiß, dass es das beispielsweise bei Gräfe & Unzer gibt, dann biete ich natürlich an, das Buch zu bestellen, weise aber darauf hin, dass es etwas dauern könnte, weil es eben nicht über das Barsortiment läuft. Es kommt hier und da vor, dass ein Kunde das annimmt und ich auch tatsächlich für Kunden speziell etwas bestelle, aber das ist die Ausnahme im Vergleich zu einer klassischen Sortimentsbuchhandlung.

Das Nachwuchsnetzwerk CLAUS: Die 15 Verlage, die Sie angesprochen hatten, wie sind sie zu diesen gekommen?

Sabrina Hafermalz: Ich habe die Abteilung ja übernommen und ich habe das mehr oder weniger so belassen, wie das von meiner Vorgängerin sowieso schon gehandhabt wurde. Es sind dann natürlich die gängigen Verlage, die im Gartencenter nachgefragt werden: Gräfe & Unzer, Kosmos, Ulmer, Random House oder Dorling Kindersley, also klassische, große Verlage, die auch viel Sachbuch im Rahmen der Garten- und Natur im Sortiment haben. Diogenes auf der anderen Seite, mag ich zwar persönlich sehr gerne, brauche ich im Gartencenter aber eher weniger. In diesem speziellen Segment – das klingt jetzt hart – kann man auf solche Verlage verzichten, auf andere aber natürlich nicht, wie z.B. Gräfe & Unzer.

Das Nachwuchsnetzwerk CLAUS: Welche Erfahrungen und Anregungen können Sie denn von dem einen Betrieb in den anderen mitnehmen?

Sabrina Hafermalz: Es ist natürlich logischerweise so, dass sich mein Wissen über die Themenbereich Garten und Pflanzen erweitert hat und obwohl ich in der Sortimentsbuchhandlung nicht für diese Abteilungen zuständig bin, ist hin und wieder so, dass Kunden nachfragen, ob es beispielsweise etwas zum Thema Hochbeete gibt und ich dann sofort einige Titel im Kopf habe, die die Kolleginnen vielleicht erst einmal recherchieren müssten, weil sie vielleicht im Bereich Garten nicht so versiert sind. Also ein gewisses Spezialwissen konnte ich mir dementsprechend aneignen.

Das Nachwuchsnetzwerk CLAUS: War denn das Thema Garten vielleicht vorher schon einmal Thema in einem Ihrer Berufe oder vielleicht auch privat?

Sabrina Hafermalz: Also privat überhaupt nicht. In der Ausbildung und auch bei den verschiedenen Berufen gab es natürlich immer eine Gartenabteilung, die ich aber nie selbst betreut habe. Ich war immer eher in Richtung Belletristik orientiert.

Das Nachwuchsnetzwerk CLAUS: Sie haben es schon leicht angerissen, aber jetzt noch einmal intensiviert: Gibt es einen Unterschied in der Beratung zwischen den zwei verschiedenen Stellen?

Sabrina Hafermalz: In der Buchhandlung lassen sich die Kunden intensiver beraten, weil natürlich viele Kunden eine Buchhandlung aufsuchen, um sich beraten zu lassen. Beispielsweise kommen die Kunden oftmals in eine Buchhandlung, weil sie auf der Suche nach einem Geschenk sind und sich dahingehend beraten lassen möchten. Diese Situation gibt es im Gartencenter eher selten. Es kommt natürlich vor, dass Kunden auf mich zukommen, wenn sie sich gerade eine fleischfressende Pflanze gekauft haben und nach Büchern dazu fragen. Aber meistens sind diese Kunden schon damit zufrieden, wenn man ihnen die Bücher zeigt – tatsächlich fragen diese Kunden diesbezüglich eher die Gärtnerkollegen nach den Büchern. Dementsprechend spreche ich mich mit meinen Gärtnerkollegen ab, welche Bücher wir im Gartencenter vorrätig haben sollten zu verschiedenen bestimmten Themen. Beispielsweise haben wir in der Regel auch Workshops und da stimme ich mit dem jeweiligen Kollegen ab, welche Bücher denn diesbezüglich empfohlen werden, damit wir diese verfügbar haben.         
Ich berate also im Gartencenter weniger, und wenn dann tatsächlich eher beim Kinderbuch. Hintergrund dürfte auch sein, dass viele Kunden gar nicht damit rechnen, dass es im Gartencenter eine relativ große Buchabteilung gibt und wenn sie diese dann entdecken, dann stöbern sie diese dann gerne auch alleine durch.

Das Nachwuchsnetzwerk CLAUS: Gibt es denn Unterschiede zwischen den Kundinnen und Kunden, die in das Gartencenter oder aber in Buchhandlung kommen oder sind das im Grund die gleichen Menschen?

Sabrina Hafermalz: Das ist tatsächlich sehr interessant: Als ich angefangen habe, hatte das Gartencenter eher noch ein älteres Publikum angezogen, aber das hat sich ziemlich dramatisch gewandelt, wie ich von meinen Kollegen erfahren habe. Wir haben jetzt im Gartencenter ein wesentlich jüngeres Publikum, also Studenten, junge Familien – also wesentlich jünger als es noch bis vor einiger Zeit der Fall war. In der Buchhandlung, die ja in Sendling liegt und eine klassische Stadtteilbuchhandlung ist, sind hauptsächlich Stammkunden und auch ein eher älteres Publikum, was aber ganz einfach auch mit dem Standort zusammenhängt.

Das Nachwuchsnetzwerk CLAUS: Das Gartencenter Seebauer entschied sich ja für das Buch als Nebensortiment. Glauben Sie, dass dieses Prinzip auch in anderen Einzelhandlungen als Konzept eine Zukunft hätte? Also beispielsweise im Modegeschäft o.ä.?

Sabrina Hafermalz: Grundsätzlich glaube ich schon, dass das funktionieren kann, aber nur wenn es tatsächlich einen Bezug zum Hauptsortiment hat. Im Gartencenter sind die Bücher schließlich fast schon notwendige Ergänzungen. Wenn sich jemand schließlich eine tolle Pflanze, einen Bonsai o.ä. kauft, dann will die Person natürlich genau wissen, wie man die Pflanze pflegen muss.         
Dementsprechend stellt sich die Frage, welche andere Branche im Einzelhandel ähnlich davon profitieren könnte. Ich kann mir das im Einzelfall natürlich schon vorstellen, dass man beispielsweise Bücher von Elke Heidenreich (Anm.: Männer in Kamelhaarmänteln: Kurze Geschichten über Kleider und Leute) oder Guido Maria Kretschmer im Modegeschäft präsentieren könnte, aber im Regelfall eigentlich nicht unbedingt. Und man muss ja sagen, andere Geschäfte, wie z.B. der Tierbedarf oder der Baumarkt, haben ja bereits das Nebensortiment Buch.

Das Nachwuchsnetzwerk CLAUS: Wir haben das Thema nun bereits mehrfach gestreift, aber ich stelle die Frage der Vollständigkeit halber trotzdem: Wie reagieren denn die Kundinnen und Kunden im Gartencenter auf das Nebensortiment Buch?

Sabrina Hafermalz: Im Großen und Ganzen reagieren die Kunden sehr gut auf die Buchabteilung. Teilweise sind die Kunden auch irritiert, gerade wenn sie zum ersten Mal da sind, dass es auch Bücher in einem Gartencenter gibt und dann gleich so viele – wir haben ja deutlich mehr als eine Regalwand oder eine Drehsäule, aber meisten freuen sie sich und schauen sich noch um, stöbern ein bisschen, bleiben ihrem Buchhändler vor Ort aber treu, gerade weil – wie gesagt – die wenigsten Kunden auf die Idee kommen etwas bei uns zu bestellen.       
Was unser Sortiment angeht verfügen wir ja auch über belletristische und Kinderbücher, die zwar, weil ich mich stets darum bemühe, einen Bezug zum Thema Garten oder Natur – und sei es nur das Thema Tiere, was schließlich bei Kinderbüchern relativ leicht ist – aufweisen. Aber wir haben auch Bücher, die nichts damit zu tun haben, etwa das klassische Peterson und Findus Uhrlernbuch. Es ist also für alle etwas dabei.

Das Nachwuchsnetzwerk CLAUS: Führen Sie in der klassischen Buchhandlung auch die Abteilung/Bereich der Gartenratgeber und falls ja wie groß fällt diese im Vergleich zum Gartencenter aus?

Sabrina Hafermalz: Wir haben auch Gartenratgeber, etwa ein Regalmeter Fläche, also sehr wenig. Um es mal in Relation zu setzten: Es ist ungefähr ein Drittel von dem, was wir an Kochbüchern haben. Also deutlich weniger breit gefächert als das, was ich bei Seebauer im Pflanzenbereich habe. Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass ich sogar außerhalb der Abteilung im Gartencenter, nämlich in Aufstellern in den unterschiedlichen Pflanzenabteilungen, genauso viele Bücher habe wie wir in der klassischen Buchhandlung insgesamt zum Thema Garten haben. Aber ich glaube, das liegt auch wieder standortbedingt daran, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass allzu viele unserer Kunden überhaupt einen Garten haben.

Das Nachwuchsnetzwerk CLAUS: Wie stehen Sie denn allgemein zu den Ratgebern? Können Sie vielleicht einen Wandel beobachten, was diese Warengruppe angeht?

Sabrina Hafermalz: Ich habe das Gefühl, dass esoterische Geschichten nicht mehr so stark nachgefragt werden – während meiner Ausbildung war noch alles ziemlich gefragt, was mit Tarot und Engeln zusammenhing. Diesbezüglich habe ich nun rein subjektiv das Gefühl, dass das weniger geworden ist.    
Ich habe auch das Gefühl, dass das Thema Umwelt stärker in den Fokus rückt – das mag daran liegen, dass ich im Gartencenter besonders dafür sensibilisiert werde. Generell steht die Frage öfter im Raum, was man selbst tun kann, um die Umwelt zu schützen. Selbst bei Kinderbüchern, beispielsweise ist bei Dorling Kindersley ein neues Bastelbuch herausgekommen (Anm.: Zu gut für die Tonne: Kreative Projekte für kleine Umweltschützer), das die Thematik aufgreift und zumindest im Gartencenter sehr gut ankommt. Aber das könnte natürlich auch daran liegen, dass die Leute, wenn sie im Gartencenter sind sowieso schon eher an diesen Themen interessiert sind.

Das Nachwuchsnetzwerk CLAUS: Das ist eine schöne Überleitung auf unser nächstes Thema: Legen denn Kundinnen und Kunden im Gartencenter mehr Bewusstsein auf Themen, wie Klimawandel oder Klimakatastrophe oder ist es vielleicht sogar so, dass diese Themen in der klassischen Sortimentsbuchhandlung sogar stärker nachgefragt werden und legen Kundinnen und Kunden, die sich für diese Thematik interessieren mehr Wert auf beispielsweise klimaneutral produzierte Bücher?

Sabrina Hafermalz: Grundsätzlich ist das Thema Klimawandel in beiden Betrieben von großem Interesse – allerdings weniger in Bezug auf klimaneutral produzierte Bücher, danach fragen mich eher meine Kolleginnen als die Kunden.         
Von Kunden habe ich das aber noch überhaupt nicht gehört, dass sie nach der Produktion des Buches gefragt haben. Aber natürlich sind sie sehr an den Themen dieser Bücher interessiert. Sowohl für Kinder als auch für Erwachsene sind beispielsweise die Themen Müllvermeidung, Nachhaltiges Gärtnern, Gärtnern für eine bessere Welt und jetzt in Corona-Zeiten gehen auch Bücher gut, die mit dem Thema Selbstversorgung zu tun haben. Das ist in beiden Betrieben ein Thema, aber die Klimaneutralität bei der Produktion bei Kunden weniger.

Das Nachwuchsnetzwerk CLAUS: Wir haben es auch schon angerissen, aber der Vollständigkeit halber, frage ich nochmal nach: Muss denn die Auswahl im Gartencenter im Rahmen des Sortiments immer etwas mit dem Thema Garten zu tun haben oder darf es auch ganz klassisch die Bestenliste sein? Wie bauen Sie das auf?

Sabrina Hafermalz: Es muss nicht immer einen Garten-Bezug haben, wir haben – wie gesagt – auch Kochbücher oder Reiseführer da. Viel wichtiger ist lustigerweise ein München-Bezug. Beispielsweise habe ich ein Karl Valentin Buch neu im Sortiment – das hat nun gar nichts mit dem Thema Garten zu tun, aber es gefällt den Kunden – aufgrund des München-Bezugs –  sehr gut.
Die Bestseller-Liste dagegen interessiert mich im Gartencenter weniger. Da schaue ich vielmehr auf einzelne Titel, die Cover-Gestaltung und dergleichen, aber ich muss nicht unbedingt immer den neuesten Schweden-Krimi dahaben. Ich habe auch keinerlei politische Bücher da – ich würde da weder Mary Trump noch Jan Böhmermann einkaufen, nicht weil wir als Gartencenter in eine bestimmte Richtung gehen oder eben nicht gehen wollen, sondern weil das einfach nicht reinpassen würde. Aber gegen eine Charlotte Link oder eine Lucinda Riley hin und wieder spricht für mich nichts. Das wird von unseren Kunden auch gerne angenommen.

Das Nachwuchsnetzwerk CLAUS: Zum Abschluss kommen wir vielleicht noch zu etwas privatem. Sie hatten es schon am Anfang angedeutet, dass es sehr schön im Gartencenter aussieht. Wird man entspannter, wenn man die ganze Zeit von Pflanzen umgeben ist oder spielt das überhaupt keine Rolle und sollten vielleicht klassische Sortimentsbuchhandlungen mehr Pflanzen im Laden stehen haben?

Sabrina Hafermalz: Das ist auf jeden Fall eine interessante Frage: Ich weiß nicht, ob es besonders entspannend ist, aber es ist auf jeden Fall etwas Besonderes die Pflanzen zu sehen und auch den jahreszeitlich bedingten Wandel. Diesen bekommt man zwar auch im Buchhandel über die Titel mit, die angeboten werden, aber natürlich wird es durch die Pflanzen noch einmal viel deutlicher. Hierdurch habe ich persönlich vielmehr das Gefühl auch auf diesen Wandel zu reagieren, den man zwar in der Buchhandlung selbst auch mitmacht, aber weniger deutlich als anhand der Pflanzen.

Das Nachwuchsnetzwerk CLAUS: Also Pflanzen in der Buchhandlung vielleicht gar keine schlechte Überlegung, wenn sich das logistisch einrichten ließe?

Sabrina Hafermalz: Ja, ergänzend wäre das schön. Beispielsweise an Weihnachten könnten nicht nur die Adventskalender und Weihnachtskrimis präsentiert werden, sondern auch Pflanzen, also Christbäume o.ä.

Das Nachwuchsnetzwerk CLAUS: Wir kommen zur letzten Frage: Können Sie sich denn vorstellen, selbst einmal eine Buchhandlung zu übernehmen und falls ja, wäre das eher ein kombiniertes Geschäftsmodell wie bei Seebauer oder ein klassisches Modell – sie dürfen hier träumen und den ökonomischen Aspekt außer Acht lassen.

Sabrina Hafermalz: Nein, aufgrund des wirtschaftlichen Risikos kann ich es mir nicht vorstellen einmal eine Buchhandlung zu übernehmen. Es ist schließlich erschreckend, wenn man sieht, wie viele Buchhändler nur von ihrem Geschäft leben können.       
Ehrlich gesagt finde ich es ziemlich optimal, wie ich es gerade bei Seebauer habe mit den Sicherheiten einer Angestellten, aber trotzdem kompletter Eigenverantwortung. Ich bin zwar alleine in der Buchhandlung und muss mich um alles kümmern, aber das heißt natürlich auch, dass ich mich um alles kümmern darf.       
Wenn ich mal träumen darf, dann wäre es – denke ich – für mich eher das klassische Sortiment.

 

Wir bedanken uns herzlich für das Interview und diese spannenden Ansichten zur Buchbranche!