Am Dienstag, den 3. Juni trafen sich 14 CLÄUS*innen beim Comic PopUp-Store in München. Dort gaben Martina Streble, Gründerin von Edition Helden, und Maren Harperscheidt, Junior Lektorin im Knesebeck Verlag, Einblick in die Welt der Comics und Graphic Novels.
Der Comic PopUp Store ist, wie der Name schon sagt, ein temporärer Comicladen, der sich vom 3. bis zum 14. Juni im Kreativ-München-Raum im Ruffinihaus befindet. Der Verlag Edition Helden und das Comicfestival München wollen mit dem Store schon einmal die Vorfreude auf das Comicfestival München schüren, das am 19. Juni in der Alten Kongresshalle startet. Bis dahin kann man am Rindermarkt in (Kinder-)Comics aus verschiedensten Verlagen stöbern und bei der einen oder anderen Veranstaltung mitmachen. 

Bild: Knesebeck Logo
Bild: EditionHELDEN Logo
Bild: CLÄUS*INNEN im Comic-PopUp-Store in München
© Börsenverein Bayern

Bei der Ankunft wurde direkt in der tollen Comic-Auswahl gestöbert und nach einer kurzen Vorstellungsrunde wurden die CLÄUS*innen gleich mit Informationen rund um das Thema Comics als eigenständige Sparte im Buchgeschäft versorgt:
Martina Streble, Gründerin vom Verlag Edition Helden aus Gröbenzell, will mit Comics Kinder für das Lesen begeistern, denn hier waren alle einer Meinung: Der Satz „Comics sind ja keine richtigen Bücher“ stimmt einfach nicht! Gerade wegen der Kombination aus vielen Bildern und spannenden Geschichten können Comics Kinder auf einer anderen Ebene erreichen und sind daher eine wunderbarer Einstiegsmöglichkeit für Erstleser*innen und für diejenigen, welche sich bislang noch nicht für das Lesen begeistern konnten.

Zudem berichtete Martina Streble darüber, dass die IG Comic im Börsenverein aktuell anregt, die Einordnung von Comics und Graphic Novels in der Warengruppensystematik zu überdenken. Momentan fallen sämtliche Comics unter die Warengruppe „Comic, Cartoon, Humor, Satire“. Dabei sind gerade Graphic Novels für Erwachsene oftmals nicht lustig, sondern haben einen informativen Charakter, weshalb sie inhaltlich eher der Warengruppe Sachbuch zuzuordnen sind. Maren Haperscheidt bestätigte, dass die Graphic Novel „Thomas Mann 1949: Rückkehr in eine fremde Heimat“, die sich mit Thomas Manns Deutschlandreise befasst und dieses Jahr im Knesebeck Verlag erschienen ist, dann der Kategorie Biografien zugeordnet werden könnte.

Martina Streble beleuchtete anschließend die verschiedenen Arten von Comics, wie Graphic Novels, Comicstrips und Webtoons, und trennte diese ganz klar von Comicromanen wie „Gregs Tagebuch“ oder „Mein Lotta-Leben“. Interessant waren auch die historisch-geografischen Unterschiede. So stammen aus den USA traditionell hauptsächlich Superheldengeschichten wie die Marvel-Comics, im franko-belgischen Raum werden oft DIN A4-große Alben produziert (Tim & Struppi, Asterix) und aus Asien kennen wir natürlich Manga (Japan), Manhwa (Korea) und Manhua (China).

Maren Harperscheidt verwies zudem auf die Besonderheiten bei der Produktion von Comics. Man unterscheidet drei verschiedene Ausgangsformate: die Originalausgabe, die Lizenzausgabe oder eine Koproduktion. In allen Fällen muss zunächst sichergestellt werden, ob das Projekt thematisch, zeitlich, und wirtschaftlich in das Verlagsprogramm passt. Im Fall einer Originalausgabe finden meist deutschsprachige Autor*innen und Illustrator*innen durch Initiativbewerbungen oder Agenturen mit dem Verlag zusammen. Für manche Projekte sucht der Verlag gezielt seine Kreativ-Teams zusammen. Bei einer Lizenzausgabe wie der deutschen Erstausgabe erwirbt der Verlag die Übersetzungsrechte an einem Comic aus dem nicht-deutschsprachigen Raum.

Bild: Maren Harperscheidt erklärt die Besonderheiten bei der Produktion von Comicbüchern
© Börsenverein Bayern

Hier kann es im Detail durchaus knifflig werden: Wenn beispielsweise die Größe der Sprechblase durch die Originalzeichnungen vorgegeben ist, muss der deutsche Text daran angepasst werden. Daher ist die Zusammenarbeit zwischen Lektorat und Satz besonders eng und wichtig. Auch die Erläuterung von kulturellen Unterschieden zum Verständnis der Leserschaft ist zielgruppenspezifisch abzuwägen.  Bei einer Koproduktion entsteht der Comic unter der Zusammenarbeit von verschiedenen Ländern. In dem Fall werden die verschiedensprachigen „Textblacks“ an die zuständige Druckerei geliefert und die Ausgaben werden gemeinsam gedruckt.

Ein Highlight: Maren Harperscheidt gab in ihrer Präsentation einen kleinen „Sneak Peek“ auf die Skripte, Storyboards und Skizzen für ausgewählte Comics des Knesebeck Verlags. So konnten einerseits der Entstehungsprozess bildhaft nachvollzogen und andererseits die bewusst unterschiedlichen Erzähltechniken im Comic verdeutlicht werden. Denn auch ein „Silent Comic“ oder ein Perspektivenwechsel beeinflussen die Rezeption und die Lesedynamik. Besonders wichtig ist außerdem das letzte Panel auf der rechten Seite, denn hier entscheidet sich, ob der*die Leser*in weiterblättert.

Bild: Martina Streble erläutert den CLÄUS*INNEN die verschiedenen Vertriebskanäle von Comics
© Börsenverein Bayern

Martina Streble erzählte schließlich noch über die verschiedenen Vertriebskanäle von Comics. Neben dem Erwerb im klassischen Buchhandel gibt es auch reine Comicbuchläden, die sich teilweise sogar noch weiter spezialisieren (zum Beispiel auf Mangas oder Comics aus einem bestimmten geografischen Raum) sowie den Comicgroßhandel. Auch Buchmessen, Manga-Conventions oder Comic-Festivals (z.B. das Comic-Festival in München, das im jährlichen Wechsel mit dem noch deutlich größeren Comic-Salon in Erlangen stattfindet) machen das Genre sichtbar. Darüber hinaus betonte Martina Streble, dass neben Büchern auch Rechte und Charaktere vermarktet werden – in Form von Figuren, Filmen und Animes, Spielen oder weiterem Merchandise.

Es folgte eine lebhafte Fragerunde, in der etwa besprochen wurde, inwiefern die Popularität und die Vorlieben in den jeweiligen Ländern Einfluss auf die Produktion nehmen. Außerdem wurde die Relevanz von Förderungen, zum Beispiel im Rahmen des Comicbuchpreises, für (Autor-)Illustrator*innen betont. Abschließend konnten unsere CLÄUS*innen neben einem kleinen Snack noch weiter in den Comicbüchern stöbern und sich austauschen.   

Ein Bericht von Vera Nijveld und Katja Meyer

Als Branchenexpert*innen waren dabei:

Maren Harperscheidt ist als Lektorin beim Knesebeck Verlag für die Graphic Novels zuständig. Von der Konzepterstellung bis zum fertig gedruckten Buch begleitet sie sowohl Eigenproduktionen als auch Lizenzausgaben. Neben ihrer Arbeit liest sie alles von Comics bis Webtoons.

Martina Streble: Die Erfahrungen beim Lesenlernen ihrer drei Kinder brachten Martina Streble dazu, nach groß gedruckten Comics zu suchen - und schließlich die Edition Helden, einen Verlag für Kindercomics, zu gründen. Martina Streble ist ausgebildete Buchhändlerin, hat in München Buchwissenschaft studiert und wurde nach einem holprigen Lesestart selbst zum Bücherwurm.

 

Bild: Buchcover Europa die EU und ich von Knesebeck Verlag
Bild: Buchcover vom Titel Verstand und Gefühl vom Knesebeck Verlag
Bild: Buchcover vom Titel Die Fantastischen Tiere vom Verlag Edition Helden

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