CLAUSzuGast

CLAUS zu Gast bei...der Münchner Verlagsgruppe

Gemeinsam mit acht CLÄUSINNEN ging es am Sonntag, den 11. September, in der Türkenstraße am Arri-Kino vorbei in den zweiten Stock zur Münchner Verlagsgruppe. Julian Nebel (Pressesprecher) und Miriam Owald (Leitung Hörbuchprogramm und Rights / International Affairs) warteten dort bereits mit frisch gelieferter Pizza auf uns. 

So gestärkt ging es nach einer kleinen Vorstellungsrunde gleich in die zwei geplanten Themen „Hörbuch“ und „Umgang mit öffentlicher Kritik und Shitstorms“. Im interaktiven Gespräch und durch Einblicke in die Erfahrungen der zwei Referent*innen erfuhren die CLÄUS*INNEN mehr. Die lockere Runde regte Gespräch und Fragen durch die CLÄUS*INNEN an. Zwischen den zwei Themenrunden gaben die zwei zusätzlich einen Einblick in die Verlagsräume, die sich über mehrere Etagen des Altbaugebäudes erstrecken. Es imponierten hier neben den höhenverstellbaren Tischen für alle Mitarbeiter*innen auch Telefon/Zoomzellen für ruhige und ungestörte Calls trotz Großraumbüro. Motiviert durch die Fragen der CLÄUS*INNEN berichteten Miriam und Julian auch von flexiblen Homeoffice-Möglichkeiten, sodass die rund 100 Mitarbeiter*innen immer einen Platz im Büro finden können (teils feste Plätze, teils flexible nach vorheriger Ankündigung der Bürozeiten).

Julian Nebel, Pressesprecher der Münchner Verlagsgruppe gibt Einblick in die Pressearbeit des Verlags.

Miriam Owald übernahm 2018 die Hörbuch-Leitung der Münchner Verlagsgruppe. Die Münchner Verlagsgruppe gibt sowohl ihre eigenen Bücher aus den Imprints riva, mvg, Lago, Redline und FinanzBuch als Hörbücher heraus, als auch Lizenztitel – letztere unter dem Label avm. Heute sind rund 350 Titel im Programm. Dabei liegt der Fokus inzwischen hauptsächlich auf der digitalen Ausgabeform. Der kontinuierliche Rückgang der CD-Nachfrage führte dazu, dass nur noch ein kleiner Anteil als haptische Auflage produziert wird.

Miriam klärte die Runde auf, dass es verschiedene digitale Kanäle für die Verbreitung von Hörbüchern gibt, wie z.B. das Pool-Streaming-Modell Spotify, das besonders bei Hörbüchern von Influencer*innen und Musiker*innen interessant ist– denn deren Fans sind hier eher aktiv. Dann gäbe es Plattformen wie Bookbeat und Audible, die ihren Kund*innen Abo- und Download-Modelle bzw. -Zeitmodelle anbieten. „Es hat sich für unsere Titel herausgestellt, dass die unterschiedlichen Anbieter auch unterschiedliche Zielgruppen bedienen.“ Während der Corona-Pandemie wuchs der Anteil der Hörbuch-Hörer*innen nochmals stark.

Bei der Frage, wann es sinnvoll ist, eine*n Autor*in selbst lesen zu lassen, antwortete Miriam, dass es hier verschiedene Dinge zu bedenken gäbe.  Bei sehr persönlichen Biografien, kann es z.B. einen großen Mehrwert geben, wenn Autor*innen ihr Hörbuch selbst einsprechen und sie dabei in der Lage sind ihre eigenen Emotionen entsprechend zu transportieren. Die Entscheidung, ob Autor*innen ihr Hörbuch selbst einsprechen, ist allerdings eine Einzelfallentscheidung und hängt natürlich auch stark von den Fähigkeiten des jeweiligen Autors ab. Ein Hörbuch einzulesen, wird häufig unterschätzt.

 

In der zweiten Runde berichtete Julian von seinen Presse-Arbeits-Erfahrungen mit Shitstorms und öffentlicher Kritik. „Ich muss immer ran, wenn sich Leute auf den Schlips getreten fühlen oder bei der Frage: Muss man dieses Buch machen, hätte man es machen müssen?; also wenn Gefühle tatsächlich oder vermeintlich verletzt werden. Er lud hier alle Teilnehmenden zur offenen Diskussion rund um seine Erfahrungen ein.

Die Münchner Verlagsgruppe hat hier mit Katja Krasavice‘s „Bitch Bibel“ von 2020 und Thilo Sarrazins „Feindlicher Übernahme“ von 2018 zwei Titel im Programm, die für besonders viel öffentliches Aufsehen und auch Protest sorgten. Gegen die Veröffentlichung der „Bitch Bibel“ gab es sogar eine Onlinepetition, initiiert von Citizen Go, einer rechtskonservativen Stiftung, die weltweit Petitionen organisiert – und nach wenigen Tagen schon 40.000 Unterstützer*innen hatte. Hinzu kamen die zahlreichen Anrufe und Briefe. Das hat solche Ausmaße angenommen, dass dann auch die BILD darüber berichtete. So gesehen war das unbeabsichtigte, aber sehr wirksame Promo für das Buch. „Ein Verlag muss es aushalten, auch mal in der Kritik zu stehen. Wir prägen gesellschaftliche Debatten mit – da steht man auch mal im Sturm. Der wird wieder vorüberziehen,“ so Julian. Voraussetzung sei immer, dass die Buchinhalte mit der freiheitlich-demokratischen Grundordnung vereinbar seien.

Wir bedanken uns ganz herzlich für so viel Input und den transparenten Einblick in die Hörbuch- und Pressearbeit bei der Münchner Verlagsgruppe!

— Teilnehmerin