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Am Sonntag, den 5. Februar, waren wir mit 15 neugierigen CLÄUS*INNEN zu Besuch beim oekom Verlag und durften uns zuallererst einmal in den drei Etagen des Altbaugebäudes umsehen. Die Führung ging vorbei an den Arbeitsplätzen der Grafik und des Marketings ganz oben mit Couch, Sesseln und Gemeinschaftsküche, nach unten ins Erdgeschoss zum Sachbuchteam, zum Fachbuch- und Zeitschriftenlager und an der Kleiderstange vorbei, wo die Mitarbeiter*innen ihre Second-Hand-Kleidung untereinander tauschen können. Im ersten Stock finden sich die oekom Redaktion und Buchhaltung, und ein kleines Büro für den aus der Verlagsarbeit entstandenen oekom Verein, der mit einer umfangreichen öffentlich zugänglichen Umweltbibliothek, vielfältigen Veranstaltungen rund um die Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz mit Akteur*innen aus der Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft zusammen mit dem oekom Verlag an der Umsetzung der Unternehmensziele arbeitet. Dort befindet sich auch oekoms größter und wichtigster Meetingraum, der „zukunftssalon“.
Der geräumig-gemütliche zukunftssalon, eine öffentliche Umweltbibliothek, die auch für Veranstaltungen genutzt wird, steht anderen Vereinen und NGOs zur Verfügung, deren Fokus ebenfalls auf Nachhaltigkeit liegt, um dort Seminare und Vorträge abzuhalten und war an diesem Tag unser Get-Together und Vortrags-Raum. Hier bekamen die CLÄUS*INNEN einen tieferen Einblick in das Programm und die Geschichte des oekom Verlags, der nach seiner Gründung 1989 mit der Publikation von Fachzeitschriften begann – die erste Zeitschrift war die „politische ökologie“, ein „Kompromiss aus wissenschaftlicher Fachzeitschrift und populärer Literatur“ – 

und sein Programm bis heute auf Fachbücher (seit 2005), Sachbücher und Ratgeber (seit 2008) sowie auf weiter Fachzeitschriften, wissenschaftliche Zeitschriften und Publikumszeitschriften rund um das Thema Nachhaltigkeit für jedes Publikum ausweitete: Akademiker*innen, Nachhaltigkeits-Interessierte und -Neulinge und seit 2008 auch mit Kinderbüchern für die ganz Kleinen. Die Idee ist es, etwas zu bewegen, positiv und nicht tadelnd. Ein „wie können wir es besser machen“ statt „was wird von Euch falsch gemacht“ steht im Fokus der 45 Mitarbeiter*innen, verteilt über den Hauptsitz in München und Dependancen in Hamburg und Zürich. Die SZ beschrieb den Verlag einmal als „unternehmenslustig statt nur betroffen“, was auch unsere zwei Gastgeberinnen, Kajsa Schwerthöffer (Nachhaltigkeitsbeauftragte) und Laura Kohlrausch (Leitung Sachbuch, Rights Manager) an diesem Tag bestätigen. Durch die Vorstellung des Programms, der Standards für den Arbeitsalltag und für die Bücher und Zeitschriften, und durch die Art und Mühe der Referentinnen uns, den CLÄUS*INNEN, einen transparenten Überblick zu geben und uns gleichzeitig Möglichkeiten aufzuzeigen, wie auch wir in unserem eigenen Umfeld etwas für die Umwelt erreichen können.

Die Themenvielfalt des Buchprogrammes öffnet uns zudem die Augen, wie viele Ansätze es im Bereich Nachhaltigkeit gibt, sodass es keinen wundert, dass oekom jährlich über 70 Bücher veröffentlicht und mit 12 Zeitschriften rund 660.000 Leser*innen im Jahr erreicht. Die Redaktion hat ein einzigartiges Netzwerk im Bereich Umwelt & Nachhaltigkeit, es gibt einen unabhängigen wissenschaftlichen Beirat und wichtige Kontakte, die politische und gesellschaftliche Aspekte entsprechend beleuchten können. Mit seinen Themen war oekom schon immer Branchenvorreiter und die Themen gehen nicht aus.

Aber auch Probleme und Hürden werden ganz offen angesprochen wie Papiermangel und Lieferengpässe insbesondere beim Recyclingpapier, das mit dem Blauen Engel zertifiziert ist. Das hat bei oekom Priorität und kommt bei über 75% bei seiner Publikationen zum Einsatz.  Trotz allem hält oekom an seinen Standards fest und nimmt dafür teils erheblichen Mehrkosten in Kauf. Auch die Herausforderung, sich als zu einem Nischenthema gegründeter Verlag, der heute in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist, in der neuen Rolle einzufinden, hat oekom gemeistert: Durch die „oekom crowd“, ein von oekom kuratiertes Crowd-Publishing Projekt, mit dem auch aufwendige und teure Buchprojekte unter dem Motto „gemeinsam nachhaltig verlegen“ umgesetzt werden können.

Um den „Blauen Engel für Druckerzeugnisse“, dem Umweltzeichen mit den strengsten ökologischen Kriterien der Branche, den oekom als Mitinitiator stark unterstützt und gerne an alle Buchverlage und Druckereien empfehlen möchte, geht es zuletzt. Thema war hier auch, inwiefern sich der Blaue Engel von der Zertifizierung durch Cradle-to-Cradle unterscheidet. Und es stellt sich uns allen am Ende die Frage, wie wir es besser machen können – im Druck, mit der Papierwahl und insgesamt. Und da möchte oekom in vorderster Reihe helfen. Denn so meint Laura Kohlrausch mit einem Schmunzeln: „Wir versuchen ja uns sozusagen selber abzuschaffen… Bisher ist es uns aber noch nicht gelungen“.


oekom verlag, Kajsa Schwerthöffer und Laura Kohlrausch