Berufsbilder

Programmplanung und Lektorat

Was tut eigentlich ein Lektor/eine Lektorin?

So mancher Bücherwurm träumt vom „Traumjob Lektor*in“. Das Lieblingshobby zum Beruf machen ... Aber Vorsicht: Die Anforderungen an diesen Beruf sind hoch und die Stellen rar. Da gehört schon eine gehörige Portion Idealismus dazu. Wer sich trotzdem nicht abschrecken lassen will, darf weiterlesen:

Lektor*innen sind für das Programm verantwortlich: Was passt zum Verlag, was nicht. Lektor*innen lesen die neuen Manuskripte und entscheiden, ob sie nach inhaltlichen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten erfolgversprechend sind. Dies können ungefragt eingesandte oder bei Autor*innen in Auftrag gegebene Manuskripte sein. Hierfür ist wichtig, dass sich die Lektor*innen auf dem Markt auskennen und beurteilen können, was die Konkurrenz herausgibt, wer die Zielgruppe ist und wo die Preise vergleichbarer Bücher liegen.

Lektor*innen begleiten das Buch von der Idee über die Gestaltung und Werbung bis hin zu Herstellung und Vertrieb. Deshalb sind zumindest Grundkenntnisse im herstellerischen und betriebswirtschaftlichen Bereich erforderlich. Dies gilt natürlich ebenso für alle anderen Veröffentlichungen des Verlages (CD-ROMs, Hörbücher, Zeitschriften etc.). Die Überprüfung und Korrektur der Vorlage bezüglich Sprache, Stil, Grammatik, sachlicher Richtigkeit und die rechtliche Absicherung bei Nutzung von Fremdmaterial gehören ebenso zum Aufgabengebiet wie die „Pflege“ der Autor*innen: Einfühlungsvermögen und diplomatisches Geschick sind hier gefordert. Denn es kommt nicht selten vor, dass Autor*innen (vor allem Erstlingsautor*innen) falsche Vorstellungen von den Arbeitsabläufen in einem Verlag haben, so dass der/die Lektor/in eine wichtige Vermittlerrolle übernimmt und Missverständnisse ausräumen muss.

Auch die Übersetzung fremdsprachiger Bücher fällt in den Verantwortungsbereich des Lektorats. In der Regel wird hierzu ein/e Übersetzer/in engagiert. Dass Lektor’innen ebenso über sehr gute Fremdsprachenkenntnisse verfügen müssen, versteht sich von selbst. Englisch ist „Pflicht“, außerdem mindestens eine zweite Fremdsprache wie Französisch, Spanisch, Italienisch ...

Oft sind Lektor*innen die einzigen im Verlag, die das Buch vor dem Erscheinen komplett gelesen haben, daher ist die gründliche Abstimmung mit den anderen Abteilungen des Hauses sehr wichtig. Die Kalkulation und die Buch- und Umschlaggestaltung werden mit der Herstellung besprochen, die Werbeabteilung benötigt Informationen bezüglich der Texte für die Verlagsvorschauen. Termine für Lesungen und andere Veranstaltungen werden festgelegt. Zusammen mit der Presseabteilung müssen Medien gefunden werden, die Rezensionen über das neue Buch veröffentlichen. Stehen Erscheinungstermin und Höhe der Auflage fest, wird die Distribution mit der Vertriebsabteilung geplant.

Wie wird man Lektor*in?

Eine spezielle Ausbildung zum/r Lektor/in gibt es nicht. Meistens wird als Voraussetzung für eine Position im Lektorat ein abgeschlossenes Hochschulstudium verlangt. Da die Verlage unterschiedliche Programmschwerpunkte haben, sind auch verschiedene Studienfächer/-kombinationen denkbar. Viele Verlage bieten geeigneten Bewerber*innen ein Volontariat an (in der Regel 6 bis 18, manchmal auch 24 Monate), nachdem sie dort auch ein Praktikum absolviert haben. Deshalb solltet ihr schon frühzeitig während des Studiums beginnen, Praxiserfahrungen zu sammeln und Kontakte zu pflegen!

Wie sind die Karrierechancen?

Die wenigen Stellen in den Verlagen sind begehrt und die Chancen daher begrenzt. Man kann in einem größeren Verlag Programm- oder Cheflektor*in werden, sich als freie/r Lektor/in oder mit einem eigenen Verlag selbständig machen.


Weitere Informationen:

Günther, Fetzer: „Berufsziel Lektorat– Tätigkeiten , Basiswissen , Wege in den Beruf“

(2., überarb. Aufl. 2018)

ISBN: 978-3-8252-4927-4

Preis: 22,99€

Verlag: UTB, Francke